Das dürfte wohl einmalig in Deutschland sein: ein Ponyverein, in dem hauptsächlich Welsh C und Welsh Cobs als Reittiere dienen und dies seit nunmehr 50 Jahren!
Dass dies gebührend gefeiert werden muss stand schnell fest und so fieberte der ganze Verein, in dem übrigens Zusammenhalt und gemeinsames Tun ganz groß geschrieben wird, dieser Jubiläumsschau am 16. Juli 2022 entgegen.
Mein Mann und ich machten uns auch auf den Weg in die Pfalz um diesem Spektakel beizuwohnen. Als wir das idylisch mitten im Wald gelegene Vereinsgelände erreichten, kamen uns gleich viele schöne Erinnerungen an vergangene Jahre: bereits unsere Kinder haben hier schon an Turnieren, Treffen und sogar schon mit der Kutsche teilgenommen. Wie schon früher, standen auch jetzt wieder die Epona-Cobs u.a. aufgereiht in ihrem großen Paddock, zufrieden das Heu fressend. Kein Stress, keine Aufregung, obwohl ein Riesenprogramm vor allen zwei- und vierbeinigen Akteuren lag.
Zunächst aber war geselliges Treffen mit Getränken und gutem Essen, z.T. in Eigenregie gefertigt, angesagt. Gegen 19.00 Uhr startete dann die große Jubiläumsschau. Nach den offiziellen Grußworten demonstrierte eine Reiterin auf ihrem Welsh Cob die Vielseitigkeit dieser Rasse. Bei dem Schaubild „Fluch der Karibik“ kamen auch die Kleinsten auf ihren Steckenpferden zum Einsatz. Ein schönes Bild, das zeigte, dass der Ponyverein für Jung und Alt, Klein und Groß da ist. Nach einer Voltigiervorführung auf dem Holzpferd folgte das Vier-Generationen-Bild. Kaum zu glauben, aber es ritten Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Kind ein und alle auf Welsh! Imponierend auch die Vorführung einer klassischen Dressur – diesmal aber auf einem Spanier.
Nach einer kurzen Pause zeigte eine Reiterin, ebenfalls auf einem Spanier, Aufgaben aus einem Working Equitation Trail. Dann wollte man es wissen – wer wird der Schnellste sein im Speedtrail? Zwei Cobs und ein Spanier traten gegeneinander an. Reiter und Pferde gaben alles, mit knappem Vorsprung siegte der Welsh Cob. Allmählich wurde es dunkel und die Flutlichtanlage wurde eingeschaltet – was der Veranstaltung noch einen extra Flair gab (für die Fotografen war es jedoch eine Herausforderung).
Drei junge Damen zeigten eine beeindruckende „Halsringquadrille“ auf Welsh Cobs, geritten ohne Kopfstück und ohne Sattel, barfuß im leichten Sommerkleidchen. Eine dicke Freundschaft verbindet die nächsten Drei: ein Pferd, einen Hund und einen Mann, die dies in einer eindrucksvollen Freiheitsdressur bewiesen. Dann betrat ER den Ring – der Grand Senior der Epona Cobs: Epona Pimur, ein Welsh Cob-Hengst, der trotz seiner 25 Jahre noch sehr temperamentvoll daher kam. Es folgten viele, viele seiner Nachkommen, deren Besitzer zum Teil recht weite Anfahrten in Kauf genommen hatten, um in diesem Schaubild dabei zu sein. Nach einem Pas de Deux im 70er-Jahre-Medley, ebenfalls auf Cobs geritten, gab es wieder eine Pause.
Jump & Dog hieß das nächste Schaubild, welches sehr zur Belustigung von Zuschauern und Teilnehmern sorgte. Ein kleiner Parcours musste schnellstmöglich von Hund und Frauchen/Herrchen überwunden werden, was bei weitem nicht so einfach war, wie es zunächst schien. Manch kleiner Hund zog den Weg unter der Stange vor, manch anderer dachte sich, rechts- oder linksherum ist doch viel einfacher. Nach einem gekonnten Langzügelauftritt zeigte eine Pofi-Voltigiergruppe ihr hervorragendes Können. Sie turnten zwar nur auf dem Holzpferd, versicherten aber, dass sie diese Übungen auch auf einem galoppierenden Pferd machten. Nach einer Garotcha-Vorführung imponierte eine junge Reiterin auf ihrem schnellen, wendigen Quarterhorse-Hengst das Publikum mit einem Fackelreining.
Dann folgte der absolute Höhepunkt der Jubiläumsschau: die Welsh Cob-Quadrille „Herr der Ringe“. In aufwendigen, bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Kostümen, zeigten 10 Reiter auf ihren Cobs, begleitet von der Filmmusik, eine Quadrille auf gehobenem Niveau – das gab Gänsehaut-Feeling!
Inzwischen war es 22.30 Uhr und ein toller Abend neigte sich dem Ende zu. Viele Zuschauer zog es nun nach Hause, doch ich bin mir sicher, dass noch einige „Hartgesottene“ die Nacht zum Tag gemacht haben (habe gehört, dass dies in Schönborn durchaus Usus ist).
Text: Friederike Rosenthal